Gottfried Helnwein "Il Silenzioso Bagliore", 02.07. - 15.08.2021, Sale Monumentali der Biblioteca Nazionale Marciana
In einzigartiger Atmosphäre, direkt am Markusplatz in Venedig gelegen, zeigte die Biblioteca Nazionale Marciana im stimmungsvollen Sale Sansovino vom 2. Juli bis 15. August 2021 die außergewöhnlichen, zum Teil großformatigen Gemälde des österreichischen Künstlers Gottfried Helnwein in einer Ausstellung mit dem Titel "Il Silenzioso Bagliore" (Das stille Leuchten). Neben den berühmten Deckenfresken von Tizian, Veronese und Tintoretto war ein repräsentativer Querschnitt von Helnweins hyperrealistischen Werken zu bewundern, die in einer Art Installation frei in der Umgebung mit den historischen Decken- und Wandfresken interagierten. Die Malerei des zeitgenössischen Kunstmeisters traf auf die bedeutendsten venezianischen Vertreter des Manierismus (Spätrenaissance) und wurde in einen spannenden und nie dagewesenen künstlerischen Dialog gebracht.
Die Marciana, ursprünglich vom venezianischen Architekten Sansovino im Jahr 1537 (als der Bau begann) entworfen, wurde 1588 von Vincenzo Scamozzi fertiggestellt und befindet sich gegenüber dem Dogenpalast. Sie ist eine der wichtigsten und größten Nationalbibliotheken Italiens und beherbergt die wichtigste Sammlung lateinischer, orientalischer und griechischer Handschriften des Landes. Die Bibliothek des Correr Museums befindet sich in unmittelbarer Nähe der Marciana in der neuen Procuratie, die nach der Fertigstellung der Marciana errichtet wurde.
Mit Gottfried Helnwein wurde das prachtvolle Gebäude für die kurze Ausstellungsdauer noch stärker zum Anziehungspunkt im Herzen Venedigs, denn Helnweins Ausstellungen brechen oft alle Besucherrekorde: 2013 zog seine große Retrospektive in der Albertina in Wien die Rekordzahl von über 250.000 Besuchern an.
Der 1948 in Wien geborene Maler und Fotograf Gottfried Helnwein, der bei Rudolf Hausner an der Akademie der bildenden Künste in Wien Malerei studierte, gilt als einer der erfolgreichsten und bekanntesten deutschsprachigen Künstler, aber auch als einer der umstrittensten Nachkriegskünstler.
In seinen hyperrealistischen Ölbildern thematisiert Helnwein das oft stille Leid von Kindern, das auf Kriegstraumata oder andere Ursachen wie Missbrauch und Gewalt zurückzuführen ist. In akribischer malerischer Perfektion kontrastiert der Künstler kindliche Unschuld mit Blut, Verbänden, Waffen und Militäruniformen. Durch diese angedeutete Brutalität macht er die Verletzlichkeit und Schutzbedürftigkeit von Kindern sichtbar.
Das Museum of Modern Art in Los Angeles, die Albertina in Wien, das Museum Ludwig in Köln, das Russische Staatsmuseum in St. Petersburg, um nur einige zu nennen, nehmen Werke des Künstlers in ihre Dauerausstellungen auf. In der Marciana wurden nur die Hauptwerke des Künstlers ausgestellt, die von seinen Sammlern, darunter der Albertina in Wien, zur Verfügung gestellt wurden.